Kontro-Vers und Vergessen – ein Einwurf

3. Januar 2008 | Von | Kategorie: Allgemein

Anläßlich des 30. Geburtstages der Literaturzeitschrift „Am Erker“ schrieb Tanja Dückers am 29.November letzten Jahres in der TAZ: “Wie viele Literaturzeitschriften derzeit im deutschsprachigen Raum existieren, weiß niemand. Die Angaben schwanken zwischen 150 und knapp 1.000. Auch die Definitionen von “Literaturzeitschrift” sind eher diffus, die Grenzen zu gelegentlich Literatur veröffentlichenden Kulturzeitschriften fließend. Und ob eine Zeitschrift noch existiert oder nicht, ist ebenfalls oft unklar: zwischen Exitus, Koma, Winter- und Schönheitsschlaf lässt sich häufig nur schwer unterscheiden.”

Die “Jungen Wilden” und die Literaturoffensive! (LitOff) aus Heidelberg beabsichtigen nun eine eigene Literaturzeitschrift aus der Taufe zu heben. “Kontro-Vers” – so der Titel – soll zweimal jährlich erscheinen und jedes Heft unter einem Thema stehen. “Vergessen” ist das Thema der ersten Ausgabe. “Eine neue, frische Literaturzeitschrift – und das kostenlos” so kündigten die Macher ihr Projekt im Herbst an und dann völlig frei von Ironie in bester Hartz IV – Manier: “Freie Literatur fördern und fordern!” Weiter heißt es es: „Auf insgesamt 40 Seiten haben Prosa- wie Lyrik-Autoren und -Autorinnen, die noch nicht im Mainstream angekommen sind (oder es auch gar nicht wollen), die Möglichkeit, ihre Texte zu einem inspirierenden Thema zu präsentieren. Sponsoren für die jährlich zweimal erscheinende Zeitschrift sind ebenfalls herzlich willkommen.” Teilnehmen kann jeder deutschsprachige Autor bzw. jede Autorin. In einen Auflage von 1.500 Exemplaren soll die Zeitschrift in Buchhandlungen, Cafes und universitären Einrichtungen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg verteilt werden. Folglich wünscht man sich die Autoren auch am liebsten aus der Region. Um selbige zum Mitmachen zu animieren verkünden die Zeitungsmacher: “Während die Zeitschrift selbst nichts kostet, gibt es bei unserem Wettbewerb sogar etwas zu gewinnen. Die besten drei Beiträge werden prämiert: 100 Euro für den ersten Platz, 75 Euro für den zweiten und einen Buchpreis für den dritten Platz.”

Spätestens an dieser Stelle frage ich mich: Ist Literatur inzwischen Ergebnis eines jeder-kann-mitmachen Gewinnspiels, das in der regionalen Szene kostenlos zur Verteilung kommen soll? Wer läßt sich schreibend auf so ein Projekt ein? Über 1000 Einsendungen hat die Redaktion nach eigenem Bekunden erhalten. Sponsoren sind eher rar, was mich nicht aber die Zeitungsmacher sehr verwundert. Handelt es sich bei Leuten, die glauben, ernsthafte Autoren mit einem Buchpräsent bzw. 100 Euro Preisgeld und dem Verteilen ihrer Texte in Kneipen und Cafes zum Schreiben animieren zu können, um hoffnungslose Naivlinge oder zynische Nerds? Zu dem Projekt “Kontro-Vers” erhielt ich folgende Zuschrift, der ich nichts hinzuzufügen habe: Dieses neue Produkt impliziert in seiner Pilotausgabe gleichermaßen selbstreflexiv das Handlungskonzept im Umgang mit sich und jeglicher zukunftsperspektiven Fortführung: “VERGESSEN !”

Kontro-Vers Website des Projektes

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16 Kommentare
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  1. “Handelt es sich bei Leuten, die glauben, ernsthafte Autoren mit einem Buchpräsent bzw. 100 Euro Preisgeld und dem Verteilen ihrer Texte in Kneipen und Cafes zum Schreiben animieren zu können, um hoffnungslose Naivlinge oder zynische Nerds?”

    Ich tendiere eher zu hoffnungslosen Naivlingen – zynische Nerds existieren schon genügend, wie Sie bewiesen haben.

    Es grüßt –
    Marina Bartolovic von Kontro-Vers,
    der Kneipenzeitschrift

  2. Ein erstes und ein letztes (Röcheln) im allgemeinen. Das ist das Besondere. Das ganz Beliebige. Ich weiß nun nicht, wovon es handelt, so wenig ich verstehe, was ein Nerd (Figur aus dem Heidelberger Nachtleben?) ist. Eventuell sollte ich doch diese neue Blätterwald-Offensive näher beobachten. Wenn bloß die Cafes nicht so teuer wären. Bleibt noch, wie finanziert sich das Ding und sein Preisgeld? Letzlich are they all in only for the money, oder?, und die Eitelkeit ist bloß der Riemen. Oder doch umgekehrt. Im übrigen würde ich vermuten wollen, eine Literaturzeitschrift behandelt Literatur wie weiland Sachse Lessing. Der hat immerhin manchen Schlesier ausgegraben. Nun bin ich erst mal richtig gespannt. Leider fehlen zu Umfang, Format und sonstiger Ausstattung alle Angaben, vielleicht der sich ganz in sich selbst konzentrierende Inhalt, und das ‘kostenlos’ ist vermutlich hoffentlich nicht der übliche ‘cheap trick’ – ex nihilo nihil fit.

  3. “Leider gestaltet sich die Suche nach größeren Sponsoren und Anzeigenkunden schwieriger als erwartet. Deshalb sind wir für jede noch so kleine finanzielle Unterstützung dankbar, damit Kontro-Vers tatsächlich wie geplant als kostenlose Literaturzeitschrift erscheinen kann. Wir möchten freie Literatur auch frei zugänglich machen – sie sollte nicht käuflich sein.”

    In Sachen Finanzierung ist mir eine folgenschwere Fehlleistung unterlaufen: den Link zu “kontro-vers” versehentlich “konto-vers” geschrieben. :mrgreen:

    (ist jetzt korrigiert und das Projekt kann im Auge behalten werden.)

  4. Was kostet eigentlich Szylla hier? Wie viele Sponsoren gibt es denn dafür?
    Vielleicht ist die Zeitschrift ja auch die Sterbehilfe für die Schreibkultur, die Herr Herbst in seiner PR Kampagne für seine SF-Stories in der Uni Heidelberg so kybernetisch fordert und die hier so gepriesen wird?
    Und jeder kann mitmachen? Wer entscheidet denn, wer bei der Literatur mitmachen darf? Syzlla?
    Immer schön auf dem Teppich bleiben .
    Ich gebe der Zeitschrift ja auch keine große Chance. So was wäre ja auch besser http://www.spatien.net/.
    Wenn schon. Download von pdf, aber gleich mit der Literaturkeule drohen, nur weil kein geheiligter Verlag dahintersteckt oder irgendeine Hornbrille? Nee, nee..
    Lass sie doch mal machen! Wir lassen Dich ja auch!!

  5. Hab ich gesagt, dass da wer was nicht darf? Ich finde es nur großkotzig im Ton wenn à la “Gas-Gerd” und ex Basta-Kanzler von “Freie Literatur fördern und fordern!” die Rede ist und das fördern im Verteilen der Texte in der regionalen Szene und einem Wettbewerb um max. 100 Euro besteht.
    Selbst Ende der 60ger Jahre als vielerorts der Tod der Literatur verkündet wurde, haben Autoren ihre eigenen Texte selbst hektographiert auf der Strasse und in Kneipen verkauft und nicht verschenkt.
    Ein Ernst zu nehmender Autor hat Anspruch auf eine Ernst zu nehmende Entlohnung für seine Arbeit. Wer das für sich selbst nicht akzeptiert, ist als Literaturproduzent nicht zu bezeichnen.

    Ich wehre mich dagegen, dass Literatur zum kostenlosen je-ka-mi Spektakel verkommt und das auch noch von einer “Autorenvereinigung”, “LitOff” versteht sich als solche, propagiert und gefördert wird.

    PS: Spatien Heft 5 gibt es nur als Leseprobe kostenlos, komplett ist es im Buchhandel gegen Bargeld zu erwerben. (Mit einem längeren Beitrag von Alban Nikolai Herbst) :mrgreen:

  6. Und ich wehre mich gegen selbsternannte Gralshüter der Literatur.
    Du pflegst genau die gleiche besch.. Argumentation, wie diese Fäulletonisten gegenüber den Bloggern. Guter Texte nur gegen gutes Geld! Hey, aufwachen…
    Darf man nur noch gegen gutes Geld Fussballspielen? Singen? Sonst was tun?
    Und v. Ribbentropp ist pleite, schreibt gerne darüber und versteigert seine Romanfiguren bei ebay. Ist es da was Du so im Sinn hast?
    Müssen Amateure bei Dir vorher nachfragen, um Gnade winseln um Texte von sich zu verbreiten?
    Du hast nicht EINEN Text gesehen von dieser Zeitschrift und machst sie nieder,warum?
    Es gibt eine Szene jenseits dieser sonderbaren Pseudobohéme, die früher hektografiertes Zeug verhökerten und sich für die Größten hielten, wie heute auch. Die digitalen Bohemes, die jedem müden Euro hinterher hecheln müssen.
    ICH zum Beispiel bin ein ernstzunehmender Autor und ich VERSCHENKE meine Texte zum Teil, ich publiziere im Netz, wie Du hier auch.
    Und ich pfeife darauf eingetrichert zu bekommen was ich zu tun habe oder nicht, um ernstzunehmend zu sein.
    Steht Dir nicht zu, das spreche ich Dir ab.
    Warum kapieren gerade Menschen, die sich so gerne revolutionär gebärden und das Heckerlied zitieren so gerne kapitalistisch nassforsch?
    Ich verstehe das nicht.
    Hast Du, habt Ihr, das alleinige Recht zu bestimmen was Literatur ist und wie sie verbreitet wird?
    Nee, nee, mein Lieber, die Zeiten sind vorbei.
    Wenn demnächst die Buchpreisbindung fallen wird, die Konzentration im Buchhandel und den Großverlagen noch weiter zunimmt und die E-Reader das Weltbild prägen werden und sie werden es, dann wärest Du froh, es gäbe noch Literatur-Offensiven.
    Wir befinden uns mitten in einer Medienrevolution und keiner verstehts…
    ad Adstra…
    hektografiert, man fasst es nicht.

  7. “Ein Ernst zu nehmender Autor hat Anspruch auf eine Ernst zu nehmende Entlohnung für seine Arbeit. Wer das für sich selbst nicht akzeptiert, ist als Literaturproduzent nicht zu bezeichnen.” (Kommentar von WT: Werner Traschütz)

    “Ein ernstzunehmender Arbeiter oder Angestellter oder sogar Beamter hat Anspruch auf eine ernstzunehmende Entlohnung für seine Arbeit”, setze ich hinzu, “eine Entlohnung, mit der er eine Familie ernähren können muss”.
    Aber heißt das: Wenn er die nicht bekommt, ist er selber schuld, ist er also kein ernstzunehmender Arbeiter, Angestellter oder Beamter?
    Das wäre ja grotesk! Genauso grotesk wie die Behauptung von Werner Traschütz über Literaturproduzenten!

  8. @Helmut Maier: Wenn er die nicht bekommt, ist er selber schuld, ist er also kein ernstzunehmender Arbeiter, Angestellter oder Beamter?

    Wer hat das behauptet? Wieso gibt es Gewerkschaften auch für Autoren, die seit Jahrzehnten um angemessene Honorierung kämpfen?
    Das Groteske scheint mir nicht meine Argumentation zu sein, das Groteske sind “Literaturförderer”, die die Arbeit von Autoren kostenlos in Kneipen verteilen. Welche Klempner käme auf die Idee, durch die Kneipenszene zu touren: “Ich bin Klempner, darf ich ihren Abfluß reparieren, kostet nix. – Kollege macht das auch.”??

  9. Es ist eigentlich ganz einfach:
    er eine solch verkürzte Sicht auf Literartur hat, fern von jedem Text, Literatur als Lebensentwurf predigt und diese Ansicht kostenlos im Internet verteilt und eine kostenlose literarische Datenbank betreibt, kostenlose Rezension erstellt, ist als literarischer Kritiker (oder wie man denn das nennen mag)nicht Ernst zu nehmen, womit sich dann die Diskussion in Luft aufgelöst hat. Nicht ernst zu nehmen ist.

  10. “Wer das für sich selbst nicht akzeptiert, ist als Literaturproduzent nicht zu bezeichnen.”
    Das ist eindeutig ein grotesker Satz!
    Einfach ein falscher Rückschluss zu dem durchaus berechtigten Satz:
    “Ein Ernst zu nehmender Autor hat Anspruch auf eine Ernst zu nehmende Entlohnung für seine Arbeit.”
    Aber deswegen nicht weniger grotesk.
    Die Situation ist grotesk, dass an allen Ecken ‘gespart’ statt gefördert wird, nicht die Reaktion derjenigen, die mit der Situation leben müssen.
    Übrigens: ein bedingungsloses Grundeinkommen für jede Frau und jedermann, finanziert aus der gesamten Produktivität des Landes, würde tatsächlich auch einem Klempner erlauben, seine Dienste auch (einmal?) kostenlos anzubieten.

    Helmut Maier

  11. @Helmut Maier: Ihre wiederholten Ausrufe – „das ist grotesk!! habe ich vernommen; allein, was grotesk nach Ihrer Ansicht ist, haben Sie mir verschwiegen. Was ist ein falscher, und was ist ein richtiger Schluss?

    Ein weiters Mal: ich habe mir erlaubt zu fragen, worin die Sinnhaftigkeit und der Nutzen für Autoren liegt, wenn sie sich an einem Projekt wie der geplanten Zeitschrift „kontro-vers“ beteiligen. Ich habe weiter gefragt, welches Literaturverständnis bei den Machern besteht, wenn man mit fremder Leuten Texte bei Sponsoren hausieren geht, um diese Texte dann in der regionalen Szene kostenlos verteilen zu können. Des weiteren würde mich interessieren, wie man als Autor – die „kontro-vers“-Macher verstehen sich als Autoren – auf die Idee kommt, einen Literaturwettbewerb mit Buchpräsent und Preisgeld von max. 100 Euro anzuleiern, ohne auch nur im geringsten rot zu werden. – Ich habe, ohne inhaltliche und ästhetische Maßstäbe zu verwenden, in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass es Autoren gibt, die ihre Textproduktion als Profession betreiben – und solche, die aus anderen Gründen schreiben.

    @mikel: „Szyllas Lesezeichen“ ist ein Internetangebot, das lesen oder ignorieren mag, jeder wie er will. Ich gehe damit nicht bei Sponsoren betteln oder verteile es in gedruckter Form in der regionalen Szene. Natürlich ist es kostenlos. Ich beziehe daraus an anderer Stelle sehr wohl sowohl einen , wenn auch in geringen Maßen, materiellen als auch einen sozialen Nutzen. Es würde mir nicht im Traum einfallen, mir bekannten oder unbekannten Autoren anzubieten oder sie gar dazu aufzufordern, mir Texte zur kostenlosen Veröffentlichung zu schicken. Ein angemessenes Honorar zu zahlen – oder eine angemessene Gegenleistung in anderer Form zu erbringen, gehören für mich zum Respekt vor der Arbeit des Autors. – Da dies dann mein Geld, bzw. meine Gegenleistung wäre, würde ich natürlich die Autoren auswählen.
    Zum Schluss: Auf meinem Literaturverständnis, wie immer man das beurteilen mag, darf gerne weiter herumgehackt werden. Ich werde das nicht mehr kommentieren. – Antworten auf meine Fragen, diskutiere ich natürlich weiter.

  12. @WT:
    Ich wundere mich wirklich, warum ein Autor, der kein Geld dafür bekommt, dass sein Text unter die Leute kommt, nicht als Literaturproduzent anerkannt werden soll.

    Und nur das, worüber ich mich hier wundere, kann ich als Aussage des von mir als grotesk bezeichneten Satzes verstehen. Das ist alles, was ich gesagt habe. Und das dürfte verständlich genug sein.

    Dass jeder Literaturproduzent Geld für seine Leistung bekommen sollte, ist ein frommer Wunsch. Im Augenblick leider nur das.

    Helmut

  13. “Und v. Ribbentropp ist pleite, schreibt gerne darüber und versteigert seine Romanfiguren bei ebay.”

    Es ist mir nicht ganz klar, weshalb der Herr Mikel meinen Geburtsnamen so herausstellt, wobei er ihn auch noch falsch schreibt… jedenfalls wird er ja eine Absicht damit verfolgen, die recht offenbar eine politisch unterstellende ist, sonst hätte er wohl meinen Autorennamen benutzt, unter dem meine Bücher erschienen sind und unter dem ich insgesamt seit 1981 publiziere (übrigens auch meine nicht-literarischen Verträge zeichne). Seltsam überdies, daß finanzielle Desaster zu indirekten Werturteilen über literarische Befähigung werden; und daß ich e i n e Romanfigur versteigert habe – in der Tat, habe ich -, sagt noch nicht, daß ich das auch im Plural, geschweige generell so tu oder getan hätte – wobei es eigentlich eine ganz hübsche Idee ist – sofern denn das ästhetische Vermögen ausreicht, so etwas auch in Hinsicht auf die Poetologie auszubalanzieren. Des weiteren sticht an Herrn Mikels Formulierung dieses “schreibt gerne drüber” hervor . Ich frage mich lächelnd, woher der Mensch das weiß. Vor allem hab ich mich aber gefragt, ob ich dem armen Mann – wenn es denn einer ist – mal ein Mädel ausgespannt haben sollte. Wäre das so, er hätte alles emotionale Recht der Welt, seine Wut auf mich hier auszulassen, gern auch hämisch – denn immerhin wäre er der Verlierer gewesen… und wer, Hand auf die Hoden, ist das schon gern?

    ANH
    http://www.albannikolaiherbst.de

    (Manchmal glaube ich ernstlich, daß es n u r mein Verhältnis zu Frauen ist, was die Leute so wurmt.)

  14. und hätte ich nicht Spätschicht käme ich gerne morgen zur Weiß’schen, das wäre lustig.

    Nein, ich glaube nicht ANH, das mit den Frauen kann nicht sein. Ich wüsste es wenigstens nicht.

    Das ist so komplexer. Das hat was mit echten Amateuren zu tun.

    *lacht

  15. ach so ja, Werner, Du verstehst nichts, gar nix, wie so oft.

    Wie war das noch mit: Das erspart mir viel Arbeit? Ich link einfach drauf?

    ???

  16. Da steht der gute W. ja nicht alleine in der Welt. Nicht nur, daß ich nun nur weiß, wie man Ribbentropp nicht schreibt, wenn ich es sonst nicht wüßte, auch scheint hier der Literatur-PRODUZENT verschieden vom Literaten.

    Es bleibt das moderne Dilemma. Irgend wovon muß jeder leben. Schreibt er ‘Geschichten’ und lebt sonst wovon, bleibt zu fragen, wovon denn? Man könnte auch schließen, eine Gesellschaft wie die unsere fordert von ‘ihren’ Produkten, daß sie als Ware über den Tresen gehen, oder sie sind – wie trefflich – nichts wert. Der Produzent geht pleite. Dies jedoch ist kein literarisches Problem. Das beiseite.

    Niemand wird die literarischen Qualitäten bspw. eines Plato – alter Grieche – bestreiten, der nicht wirklich schreiben wollte und nichts wirklich Geschriebenes verkauft hat. Von dieser Sorte gibt es in der Geschichte doch einige. Aber, man muß etwas in seinen Verhältnissen beurteilen. Und da treten heute andere Umstände in den Vordergrund. Was bei dem Heidelberger Vers etwas irritiert, ist sein Mischwesen, das verquere Auftreten dieser ungesunden Mischung von kostenlos und Sponsor (dieser anglophile Euphemismus, auf englisch nichts zu verstehen klingt wenigstens besser), schon einigermaßen lächerlich das Preisgeld im Prinzip und seiner Größe nach erst recht.

    Literatur ist nebenbei nicht eine Sache der Schreiber, das ist nur die kleinere Hälfte der Wahrheit. Meist fehlt es mehr an ‘literarischen’ Lesern (nicht Schmarotzern). Letztlich geht die hier geführte Debatte jedoch an ‘Literatur’ vorbei, an deren Bedingungen rührt sie nicht. Von keiner Seite. Schade.